Gran Canaria – Tag 2

Die erste Nacht hatte ich sehr gut geschlafen. Auch bei Temperaturen um die 20 Grad war es recht angenehm. Wach wurde ich um halb Sieben von einem Lastwagen, schlief dann aber noch bis nach Acht. 

Beim Frühstück setzte ich mich an einen  freien 2er-Tisch. Vor mir saß ein schwules Pärchen. Der eine war braun gebrannt mit Glatze um die 30, der andere Kreidebleich mit Brille wirkte gut 10 Jahre älter. Mit dem Jüngeren hatte ich dann auch ständig Blickkontakt. 

Gegen Mittag nahm ich den Shuttlebus an Strand. Bis zur Gay-Beach (die mit einer Regenbogenfahne gekennzeichnet war), musste ich noch einen 30 minütigen Marsch in Angriff nehmen. Aber es war richtig schön den feinen Sand unter den Füssen zu spüren, das Rauschen des Meeres zu hören, das salzige Lüftchen einzuatmen. Wie sehr hatte ich mich auf den Moment gefreut. 

Es ging aber so ein starker Wind, dass ich beim liegen auf dem Badetuch rasch von Sand einpaniert war. Als das deutsche Schwulenpärchen Mitte 30 hinter mir doch lieber einen kostenpflichtigen Liegestuhl in Anspruch nahm, folgte ich ihrem waisen Entscheid. Für 5 Euro gabs Liege mit Sonnenschirm. Ich sprach sie daraufhin an. Sie waren aber nicht so gesprächig. Und so war ich den ganzen Nachmittag hauptsächlich damit beschäftigt, all die Männer zu beobachten. 

Der Rückweg zum Hotel führte über die Sanddünen von Maspalomas. Oben an der Strasse angelangt, blickte ich zurück - ein schöner Anblick. 

30 Minuten später stand ich bereits frisch geduscht vor dem Speisesaal des Hotels. Mir wurde ein Platz zugewiesen und später erkundigte man sich bei mir, ob ich mit allem zufrieden sei, auch mit Platzwahl und Essenszeit (in dem Hotel ist Abendessen um 18 oder 20 Uhr, im Zimmerpreis inbegriffen). Man bemühte sich sogar, auf der Liste noch einen Herr zu finden, mit dem ich morgen am selben Tisch essen könnte (jedoch vergebens). Das Buffet war nicht schlecht. Aber ich war umgeben von Leuten zwischen 60 und 70 - das reinste Altersheim. Dazwischen zwei junge Schwulenpärchen (dabei die zwei vom Frühstück). 

Jetzt hatte ich den ganzen Tag alleine verbracht, ohne mit jemandem groß reden zu können. Alleine Ferien zu machen schien doch nicht so mein Ding zu sein. Oder doch...?

Bis Abends hatte ich von 3 Herren eine SMS bekommen, die mich treffen wollten. Die Entscheidung viel auf Jürgen, der morgen bereits abreiste und sich riesig auf unser Treffen freute.

Ich traf ihn und seine Reisebegleitung in der Wunder Bar. Jürgen war 28, aus Österreich, blond, schlank und hatte blaue Augen und ein total süßes Lächeln. Beim Cocktail schlürfen kamen wir uns rasch näher. Es war da plötzlich irgendetwas in der Luft, etwas das uns verband. Und als das Eis gebrochen war, konnten wir auf einmal nicht mehr voneinander lassen, küssten uns immer wieder und schauten einander tief in die Augen. 

Arm in Arm verließen wir dann die Bar und landeten schlussendlich in meinem Hotelzimmer. Wir hatten viel Spass zusammen. Jedoch gestand er mir auch, dass er in einer offenen Partnerschaft leben würde. - Ist ja nichts neues, dass mich immer solche Männer anziehen... 

Morgens um 4 verließ er mich. Diese schöne Begegnung sollte schon die letzte hier auf Gran Canaria sein, da er am nächsten Tag abreisen würde. Wir wussten aber beide, dass da zwischen uns mehr war als nur ein Sexdate. 

Alles, was mir nun blieb war ein Bild, das ein Fotograf von uns machte - eine Erinnerung an einen tollen Menschen, mit dem ich in diesen Ferien ein paar schöne Stunden verbringen durfte. Ich werd dich vermissen Jürgen!