Ich bin ein schlechter Mensch

Mit einem Brief wollte ich ihm sagen, wie schrecklich leid es mir tut und wie sehr ich ihn immer noch liebe. Klar, dass es damit nicht getan ist.

Heute Abend musste ich mir anhören, dass unsere Beziehung definitiv beendet sei. Seine Mutter würde am Rad drehen, weil er sein Auto verkaufen muss und ihm würde es körperlich auch wieder schlechter gehen. Und dann rollte er die ganze Geschichte von gestern wieder auf. Ich sass nur da und hörte zu. Irgendwann stand ich auf und sagte "Stopp!". Ich wollte mir das nicht mehr anhören. Ich wusste, dass ich an allem Schuld war und jetzt alles den Bach runter ging. Das ganze hatte zwar mit seiner Affäre angefangen, aber ich hatte es schlussendlich verbockt. Ich war fremd gegangen, ich hatte Gegenstände in der Wohnung umhergeworfen. Ich sprach davon, dass das ganze Leben keinen Sinn mehr machen würde. Seine Affäre wurde "runtergestuft". Er sei zu mir offen und ehrlich gewesen. Fazit: Ich bin ein schlechter Mensch. Ist doch klar, oder? Doch er bestritt dies wiederum, ich sei kein schlechter Mensch, sondern ein liebenswerter. Ich würde ihm viel bedeuten. Und trotzdem fängt man dann wieder oben an, was alles vorgefallen sei, etc.

Es tut mir ja leid. Und ich kann es nicht rückgängig machen. Ich dreh langsam aber sicher komplett durch. Jetzt muss ich mir eine neue Wohnung suchen, eine Wohnung, die ich eigentlich schon gehabt hätte. Ich muss umziehen, zum 15. Mal in meinem Leben! Ich schaff das einfach nicht mehr. Daher hab ich beschlossen, alle meine Möbel zu verkaufen. Ich will mit allem abschliessen. Ich will nur noch das nötigste haben. Für was brauch ich denn noch ein grosses Kuschelsofa? Ich hab keinen Freund mehr. Ich hab ihn für immer verloren, auch wenn er noch in der gleichen Wohnung lebt. Ich werde mich nie mehr auf einen Menschen näher einlassen. Man sieht ja, wohin das ganze führt. Es führt immer dahin, dass ich das Arschloch bin. Darum ist es einfach so: Ich bin ein schlechter Mensch.