Einzig, alleine, einmalig

Die 3 Worte im Titel beschreiben das Wort "Single". Doch ist man als Single wirklich alleine? Ich hab das Gegenteil erfahren.

Seit ich Single bin, ist der Beliebheitsgrad um meine Person extrem gestiegen. Vor allem seit ich wieder auf allen Gay-Chat-Plattformen wie Gayromeo, Scruff oder Grindr verkehre. So konnte bei meinem "Neustart" auf Gayromeo kürzlich über 300 Profilbesuche verzeichnen und landete unter die "Top 30" der "Schärfsten". Wow!? ... Nicht wirklich. Denn ausser das übliche "Hi", "Wie gehts?", "Was suchst Du", "Aktiv oder Passiv?", "More Pics?" kommt oft nicht viel mehr zustande. Dadurch werden diese Chats eine reine Zeitverschwendung. Und auch wenn mir das total Bewusst ist, mich teilweise sogar extrem über diese doofe Chatterei nerve, bin ich trotzdem immer dabei. Man könnte ja jemanden verpassen, um ihn kennenzulernen. Kennenlernen? Bin ich eigentlich schon bereit dafür? Momentan suche ich eigentlich gar keinen neuen Partner. Manchmal habe ich das Gefühl, noch immer nicht 100% über meine letzte Beziehung hinweg zu sein. Klar, ist auch erst ein Monat vergangen. Ich gehöre aber nicht zu jenen, die ein halbes Jahr, ein Jahr oder sogar mehere Jahre ihrem Ex-Freund nachtrauern. Das macht nun wirklich keinen Sinn. Doch lernt man jemand Neuen näher kennen, frag ich mich schon, was das wirklich soll?

Solange es von "Kennenlernen" zu "Freundschaft" weiterentwickelt, habe ich nichts einzuwenden. Merke ich aber, dass mein Gegenüber von mir fasziniert ist und mich regelmässiger sehen möchte, blocke ich ab. Warum? Ich könnte einfach die Augenblicke geniessen ohne mir weitere Gedanken darüber zu machen was ist oder was kommen könnte. Aber ich denke schon viel zu weit. Dass sich aus der "Faszination" und dem "regelmässigen Treffen" mehr entwickeln könnte, blockiert mich. Das will ich nicht. Oder ich kann es nicht.

Vor einer Woche hab ich z.B. einen sehr gutaussehenden Mann bei einem gemeinsamen Abend kennengelernt. Irgendwie haben wir die gleiche Wellenlänge und es könnte noch passen – ja, darauf schau ich halt trotzdem immer. Doch nur schon ein zweites Wiedersehen unterbinde ich. Zu gross ist die Angst, dass sich gleich mehr daraus entwickeln könnte.

Warum diese Angst? Ich will, kann und möchte keine Beziehung. Nicht jetzt und auch nicht in einem Monat oder einem halben Jahr. Ich möchte einfach alleine sein. - Oh ja, ich bin wieder an dem Punkt, an dem ich vor vier Jahren schon einmal war. Ich schrieb damals hier:

Ich bin zum Schluss gekommen, dass das Leben in diesem Punkt einfach beschissen ist und man sich damit abfinden muss. Man muss lernen, für immer alleine zu bleiben. So hat mir jemand kürzlich geschrieben: "Man wird alleine geboren und man stirbt alleine".

Ganz so pesimistisch seh ich das zwar nicht mehr. Denn ich hab meine Freunde, die sind mir wichtig. Einen Partner? Scheiss drauf! Mich einer Person zu öffen wird immer schwieriger. Nach meiner letzten Beziehung ist diese Angst noch viel grösser geworden. Den egal, wie ich mich in einer Partnerschaft verhalte und mich gebe, ich kehre jedes Mal wieder zu diesem Ausgangspunkt zurück, an dem ich jetzt bin. "Zurück an Start". Und jedes Mal versuche ich daraus zu lernen. Doch aus meiner letzten Beziehung kann ich nichts lernen. Es war alles perfekt. Ausser: Fehlende Gefühle. Und daran konnte ich leider auch nichts ändern.

Einerseits geniesse ich es, begehrt zu sein. Viele wollen mich kennenlernen, die Freundschaft, Mr. Right oder nur ein Sexdate suchen. Dabei ist mir letzteres fast am liebsten. Der Moment passt für beide und dann tschüss auf nie mehr wiedersehen. Abgebrüht geselle ich mich zu den oberflächlichen Tucken hinzu, die nicht mehr jeden Treffen, ja sogar nicht mal mehr zurückschreiben in den Chats, wenn das Gegenüber nicht den visuellen Vorstellungen entspricht. Nach was bin ich auf der Suche? Nicht alleine zu sein? Und doch will ich alleine sein? So ein Widerspruch! Doch es soll nur der Moment stimmen, der Augenblick, ein schönes Candle-Light-Dinner, kuscheln oder einfach sich hingeben. Aber auf keinen Fall etwas längerfristig, das wird zu kompliziert.

Genau so bin ich geworden. Und ich sehe das nicht mal als schlecht an. Es ist vollkommen OK für mich – im Moment.