Hell of T&M

Vor über einem Jahr wurden die Tore des ältesten Gayclubs in Zürich geschlossen. Alan schrieb damals eine schöne Hommage ans T&M in seinem Blog. Kurze Zeit später eröffnete das Heaven of T&M, der Nachfolge-Club am Hirschplatz. Erst vergangenes Wochenende schaffte ich es in den neuen Club, der mir aber alles andere als himmlisch rüberkam.

Ein Türsteher verlangte einen Ausweis und kurze Zeit später trat ich ein. Zu meiner rechten Seite befand sich eine kleine Nische. Dahinter verbarg sich aber nicht die Abendkasse, sondern eine Minibar, also wirklich mini... wahrscheinlich nicht grösser als mein Badezimmer. Dann ging es dunkle Stufen runter und ich gelang zur Abendkasse. 20 Stutz Eintritt wurde verlangt. Einen Schritt weiter meinte der junge Boy an der Garderobe: "Ich nehme keine Taschen mehr an." Auf meine Frage hin, wohin ich mit meinem vollgestopften Rucksack mit Lederjacke, Pulli und Regenschirm soll, meinte er, ich müsse ihn in den Club reinnehmen. Hallo? Ich hab 20 Stutz bezahlt und schliesslich ist es morgens um 2 Uhr, da werden schon die ersten Leute gehen. "Sieht aber nicht so aus, ich hab keinen Platz... Aber dann mach ich halt eine Ausnahme", meinte er schnippisch und knöpfte mir zudem nochmals 3 Franken dafür ab. Einen weiteren Schritt und eine Frau in T-Shirt und Jeans wollte den Stempelabdruck an meinem Handgelenk sehen, den ich 2 Sekunden vorher bekommen habe. Für was es diese Kontrolleurin brauchte, blieb fraglich, da sie ja nur 2 Meter neben der Kasse stand und mitverfolgen konnte, wer den Club betrat. Dann ging es nochmals ums Eck und ich war endlich im Heaven.

Ein Ventilator bliess mich an, vor dem 18- bis 20-Jährige standen und sich Luft zuwedelten. Daneben bewegten sich die Blätter der künstlichen Palmen im Wind. Der Club war gut besucht bzw. so klein, dass er mit den paar Leuten schon sehr voll wirkte. Mir lief die erste Schweissperle von der Stirn und steuerte direkt zur verhältnismässig grossen Bar zu. Das Warten auf den Drink hielt sich in Grenzen. Dann drehte ich mich um, um einen Überblick des Gesehens zu bekommen. Ganz links schien ein Ausgang zu sein. Erst später erfuhr ich, dass dort das Raucherräumchen war und meine Klamotten wegen der schlechten Lüftung nach Rauch stanken, obwohl ich den ganzen Abend nie unter Rauchern war. Links hinten in der Ecke war dann auch der DJ, der in kurzen Abständen von einem Dance-HIT zum nächsten wechselte. Punktuell standen die Leute dicht gedrängt – und zwar dort, wo sich Ventilatoren befanden. Nackte Oberkörper sah man keine. Das eher junge Publikum schien in dieser Hinsicht (noch) ganz brav zu sein. Vereinzelt sah man 2 Typen auf der Tanzfläche am rumknutschen. Ansonsten ging alles sehr gesittet zu und her. Mir kam es vor wie auf einem Teenie-Geburtstag, wo man die erste grosse Liebe antrifft oder sich einfach besauft wie ein paar Lesben, die in einer Ecke standen bzw. rumtaumelten. Die Wände des Heavens waren pechschwarz gestrichen. Die farbigen Lichtbullaugen an der Decke empfand ich einzig als dekorativ. Auf der gegenüberliegenden Seite waren drei verschieden erhöhte Böden auf Füssen. Ich schob später sogar eine Platte zurecht, damit man nicht in den Spalt fiel. Rechts waren Sitzgelegenheiten in Form von schwarzen Lederbänken und weissen Tischen. Auch wenn die Stimmung im Club nicht schlecht war, bei mir kamen keine himmlischen Gefühle auf. Im Gegenteil, es war eher wie in der Hölle: Düster, klein, stickig und viel zu heiss.

Die Zeiten des guten alten T&M's scheinen definitiv vorbei zu sein und bleiben in guter Erinnerung. Der Heavenclub kann ganz und gar nicht seinem Vorgänger anknüpfen. Das A+V im Logo von Heaven gleicht einer Sanduhr, dessen Bedeutung mir nun klar wurde: Die Zeit ist abgelaufen. Schade.