Puls 5 – Gym Cruising Area Nr. 1

In Zürich gibt bald an jeder Strassenecke ein Gym. Als BodyPump-Instructor hab ich Einblicke in diverse Fitnessstudios bekommen. Dass überall viele Schwule trainieren – weil sie halt doch immer noch sehr auf ihr Äusserliches schauen – ist nichts neues. Das Mekka für viele Schwule ist aber das Puls 5, welches zum Migros Fitnesspark gehört. Davon hab ich mich kürzlich selbst überzeugt.

Als ich 2001 nach Zürich kam, hatte ich mein erstes Fitnessabo beim Migros Fitnesspark. Bald darauf eröffnete die Studiokette das Puls 5. Da ich das Wellnessangebot aber kaum nutzte und mir die vielen Blicke anderer Besucher unangenehm waren, welchselte ich bald das Studio.

Nachdem ich am Sonntagnachmittag nur faul auf meinem Sofa lag und ich mich wieder einmal mehr über die doofen Jungs in den Chats aufregte, die einfach nicht spontan waren für ein Date, machte ich mich abends auf den Weg ins Puls 5. Ich hatte gehört, dass das Studio immer noch von vielen Schwulen besucht wird.. Es war schon speziell, als ich dort nach 13 Jahren wieder trainierte. Die neugierigen Blicke sind nicht verschwunden. Im Gegenteil – mittlerweile hab ich auch etwas mehr Muskeln als anfangs 20, so dass die Typen erst recht schauen. Und ja – ich gebs ja zu – ich geniesse das.

Eine Stunde vor Schliessung begab ich mich dann in den Wellnessbereich. Zuerst lag ich alleine im Sprudelbad und ging kurze Zeit später in die "Nacktzone" etwas saunieren. Bereits im Dampfbad, das durch Glasscheiben von allen Seiten einsehbar war, bemerkte ich die neugierigen Blicke. Und da, ganz vernebelt in der Ecke konnte ich einen Typen erkennen, der noch ganz nett aussah: gross, dunkelblond, athletische Figur, 3-Tage-Bart. Als ich mich kurze Zeit unter der kalten Dusche abkühlte (bzw. abkühlen musste), sah ich ihn wieder. Ein Blickkontakt und alles war klar – der ist Gay (ja, wir merken das sofort untereinander). Ich verfolgte ihn dann in die Sauna, wo es dann zu einem kurzen Wortwechsel kam, weil Leute nicht wussten, ob sie rein oder raus wollten. Es war ein Deutscher, was ihn nicht unsymathischer machte. Wir wechselten weiter Blickkontakte, auch später beim Duschen.

Aber er war nicht der Einzige. Ein Südländer, ein bisschen älter, verfolgte mich schon die ganze Zeit. Und ein älterer Herr in ES-Badehosen (spanische Marke, die von vielen Gays getragen wird) schaute auch immer mal zu mir rüber. Irgendwann musste ich einfach schmunzeln. Wo waren wir hier? Dass das Puls 5 schwul ist, war mir klar, aber dass es inoffiziell die Cruising Area Nummer 1 unter den Fitnessstudios in Zürich ist, hätte ich nicht gedacht. Nun kann ich auch verstehen, warum kürzlich ein schwules Paar rausgeworfen wurde. Ich schmunzelte, weil ich die ganze Situation plötzlich als urkomisch empfand.

Als ich in die Umkleidekabine kam, war der Südländer wieder dort, der sein Schränkchen zufällig direkt neben mir hatte. Er war längst angezogen. Er putze seine Badelatschen sauber und legte sein Badetuch fein säuberlich gaaaaaanz langsam zusammen, damit er mich noch beim abtrocknen zusehen konnte. Als ich mich anzog, fuchtelte er mit seinem Handy rum. Er war längst fertig und hätte gehen können. Doch nein, er wollte mir weiter zusehen, wie ich mir meine Hose und das Shirt anzog. Auch der ES-Badehosen-Mann zog sich, mit weniger aufdringlichen Blicken, um. Als ich noch das Gel in meine Haare reinmachte, lief der Blonde raus. Schnell packte ich meinen Rucksack und wünschte den beiden anderen Herren "En schöne Abig!". Ui, dieser verdatterte Blick des Südländers hättet ihr sehen müssen. Der wollte doch eigentlich was von mir. Aber ich genoss nur den Ablick und empfand das als sehr amüsant.

Vor dem Ausgang sah ich den blonden Deutschen nicht mehr und ich dachte nur: "Na toll, erst die ganze Zeit verflogen und ständig nachschauen und dann abhauen!?" Ich blickte das Geländer runter zum Hauptausgang. Und da stand er. Ich ging ihm nach. Ich überlegte mir, wie ich ihn ansprechen sollte, ohne dass es zu plump rüberkommen würde. Wir liefen zusammen raus und da fragte er mich "Trainierst du schon länger hier?" Und schon waren wir im Gespräch.

Vor einem heftigen Regenfall flüchteten wir in die IQ-Bar und tranken eins, zwei Bier. "Lust, noch was bei mir zu essen?", fragte er mich, als wir das Lokal nach dem Regen verliessen. Und auch wenn mein Hunger eher gering war, sagte ich "Ja, warum nicht?" Und so landete ich kurze Zeit später bei ihm zu Hause. Doch zum Essen kamen wir nicht...

Fazit: Willst du Sport, Wellness und Typen an einem seriösen Ort aufreissen, gehst du ins Puls 5. Aber rumgemacht wird erst zu Hause! 😉