Im Sektor C

Der Regen prasselt heftig auf das kleine Vordach. Durch die dunkle Nacht nähern sich Männer, die das Gebäude betreten. Drinnen steht bei schummrigem Licht ein älterer Herr hinter Gitterstäben und verkauft Eintritttickets. Im Raum stehen Fässer. Durch eine grosse Tür, die sich auf beide Seite öffnet gelangt man in einen Vorraum mit Schliessfächern, durch eine weitere Doppeltür in einen grösseren Raum mit einer Bar. Hier stehen ein paar Typen rum, kaum jemand spricht. Über Boxen trönt Techno-Sound. Ein paar wenige sitzen an der Bar und trinken ein Bier. Neben einer Salontür sieht man durch eine Glasscheibe in einen weiteren dunklen Raum mit einer Lounge aus Lederpolstern, in dem geraucht wird. Ein Seitengang führt zu Pissoirs. Über Treppen gelangt man in eine untere Etage. Ein grosser Raum, der durch die Metallstangen etwas an eine Baustelle erinnert, leicht neblig. Hier hat es ebenfalls eine Bar. An Displays laufen überall Fetischpornos und der Barmann steht etwas gelangweilt rum. Wo sind all die Gäste? Durch ein Labyrinth von schwarzen Wänden gelangt man in weitere kleinere Räume, die zum Teil abschliessbar sind. In einem Raum befinden sich eine Art Hängematte – Sling genannt – in einem anderen ein Andreaskreuz mit Schnallen. In den Gängen brennt noch schummrigeres Licht als an den Bars und teilweise muss man sich bei den verwinkelten Durchgängen vortasten. Hier in den Gängen stehen einige Typen rum. Hinter einer Tür hört man ein stöhnen. Durch einen weiteren Gang gelangt man in einen grösseren, sehr dunklen Raum, in dem sich viele Männer aufhalten. Einige gehen zur Sache, andere beobachten nur. Es liegt ein ätzender Geruch von Poppers in der Luft. Zwei Stockwerke weiter oben ein ähnliches Bild. Jedoch gibt es hier eine Tür, die sich nur auf Knopfdruck öffnet. Nur im entsprechendem Outfit – je nach Abend variierend – bekommt man Einlass in den Sektor C. Hier befindet sich ebenfalls eine kleine Bar mit ein paar Hockern, einer Ledereckbank und Tischen. Die Wände sind mit Gitterstäben oder gar Käfigen geschmückt. Durch schwarze herunterhängende Lamellen gelangt man in ein ähnliches dunkles Labirinth wie im Untergeschoss. Nebst Slings und Andreaskreuz findet man in einem grossen Raum auch eine Art Zahnarztstuhl vor mit zwei Gabeln (für die Beine). Es ist düster und irgendwie fehlt hier nur noch Operationsbesteck, damit der Ort einem blutigen Horrorstreifen gleicht. Doch auch hier stehen Typen in den Gängen. Die einen knutschen rum, andere haben Oralsex. Weiter gehts in einen gekachelten Raum, der einem Badezimmer ähnlich ist. Hier steht eine grosse Badewanne (ohne irgendwelchen Wasseranschlüssen). Ein Ort, an dem in manchen Nächten gewisse Sexualpraktiken durchgeführt werden. Es folgen weitere kleinere abschliessbare Räume mit Gucklöchern und Gloryhols. Wo bin ich hier gelandet? Ich befinde mich in einem Cruise-Club auf 3 Etagen im Industrial Style, ich befinde mich in einem Gaysexclub, ich bin im Rage.

Eigentlich hatte ich schon seit Monaten davon gesprochen, diesen Club aufzusuchen, um zu sehen, was dort abgeht. Nachdem ich vor einer Woche die Schaumparty abgesagt hatte, ging ich letzte Nacht mit Martin – der stundenweise dort arbeitet – mit. Der Themen-Abend war Sportwear – und so waren auch alle wie Sportler gekleidet, ob in Adidas-Hosen oder kompletten Fussballdress. Schon von der Homepage wusste ich, dass es dort eher düster sein wird. Der Sound und die Atmosphäre an der Bar vermittelte aber ein anderes Bild. Wir tranken zuerst gemütlich ein Bier, danach zeigte mir Martin die Räumlichkeiten. Etwas schüchtern folgte ich ihm auf Schritt und Tritt. Dann traf ich sogar auf bekannte Gesichter. Einen hatte ich vor über einem Jahr in der Heldenbar kennengelernt. Er schleppte mich dann ab in die dunklen Gängen. Hier lernte ich Typen von einer anderen Seite her kennen... Erst in den frühen Morgenstunden traf ich wieder auf Martin, der sich auf den Heimweg machte. Ich trank an der Bar noch eine Cola und wartete, bis die Stunde rum war und der Shuttle-Bus fuhr. Doch soweit kam es nicht. Ich lernte ein Paar kennen, welches ich im BodyPump schon einige Male gesehen hatte. Dazu gesellte sich ein blonder muskulöser Kerl, der mir den ganzen Abend schon aufgefallen war. Zu viert verliessen wir dann auch den Club und fuhren mit dem Auto zum McDrive. Wir hatten es mega lustig zusammen. Und morgens um 5 Uhr hatte ich die 3 Jungs dann bei mir zu Hause, wo es nicht nur beim Hamburger und Pommes essen blieb...